Vortrag auf der Generalversammlung

Abbildung 1: Mitglieder des Gewerbevereins Niedernhall. Quelle: Gewerbeverein Niedernhall. 1867-1992, Festschrift.
Abbildung 1: Mitglieder des Gewerbevereins Niedernhall. Quelle: Gewerbeverein Niedernhall. 1867-1992, Festschrift.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr über die Einladung zu Ihrer Jubiläums-Generalversammlung.

·         125 Jahre Ingelfinger Bank,

·         130 Jahre Raiffeisenbank Niedernhall,

·         und 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Drei wirklich gute Gründe zurückzublicken.

Ingelfingen im späten 19. Jahrhundert

Blicken wir erst einmal in die Gründungsjahre. In einer Beschreibung von Ingelfingen, die das Königlich Statistisch-Topographische Büro 1883 herausgegeben hatte, hieß es:

Die Hauptstraßen der Stadt sind sauber, chaussirt und gekandelt, (…). Die Einwohner sind von mittlerer Konstitution, wie sie der herrschende mühevolle Weinbau allmählich erzeugt. (…) Es herrscht Fleiß, Betriebsamkeit und kirchlicher Sinn vor. Die Ansprüche an das Leben sind beim größten Theil der Einwohnerschaft sehr bescheiden; der gemeine Mann lebt sehr einfach. Bei dem in Folge der anhaltenden Fehljahre eingetretenen Mangel an stärkendem gesundem Getränk muß der Branntwein, der nur vorübergehendes Kraftgefühl erzeugt, dem schwer arbeitenden Volk mehr, als er in Wahrheit verdient, als Stärkungsmittel dienen. Die Haupterwerbsmittel sind Weinbau und Feldbau. (…). Das Auskommen der Einwohner ist zwar bei günstigen Weinjahren gesichert, aber in Folge mehrerer Fehljahre nothdürftig. Der vermöglichste Einwohner besitzt ca. 8 Hektar, der Mittelmann 3, die ärmere Klasse oft kaum 25 Ar. (…) Gewerbe sind ziemlich vollständig vorhanden. (…) Den Hauptverkehr vermittelt die Kocherthalstraße nach Künzelsau und Niedernhall. Eine weitere Vizinalstraße führt nach Diebach mit Abzweigungen nach Dörrenzimmern und Hermuthausen.“1

Der Gewerbeverein Niedernhall

Ferner wurde in den „Beschreibungen des Oberamtes Künzelsau“ die Stadt Niedernhall mit ihren damals rund 1.500 Einwohnern ausführlich dargestellt. Auch in dieser Beschreibung von Niedernhall wurde der unsichere Ertrag der Weinberge herausgestellt, die Größen der landwirtschaftlichen Betriebe wurden ähnlich beschrieben, bei allerdings noch kleinerem Grundbesitz.2 Die ansässigen Gewerbetreibenden, die sich 1867 zum Gewerbeverein Niedernhall zusammengeschlossen hatten, thematisierte früh auch die so genannte Kapitalnot der Gewerbetreibenden. „Kapitalnot“ war vielleicht nicht das richtige Wort. So aber wurde von den Zeitgenossen das Problem verkürzt beschrieben. Gemeint war das Fehlen von Finanzintermediären: Von Banken, die Kredite zu passenden Konditionen vergaben, mit entsprechenden Laufzeiten und der Verlässlichkeit, diese auch einzuhalten. 1888 gründeten die Mitglieder des Gewerbevereins schließlich einen Darlehnskassenverein, die spätere Raiffeisenbank Niedernhall.


Gründung der Ingelfinger Bank – Raiffeisen – eG

In Ingelfingen waren es fünf Jahre später die gleichen Beweggründe, die zur Gründung des Ingelfinger Darlehnskassen-Vereins führten: Das Fehlen einer Bank, die das Geschäft der Ingelfinger Weingärtner, der Landwirte und Gewerbetreibenden verstand. Angestoßen wurde die Gründung von Joseph Rilling, dem Stadtschultheißen von Ingelfingen. Er selbst war bis 1905 Vorstand der Bank. 26 Personen beteiligten sich an der Gründung. Die Genossenschaftsbank trat dem in Stuttgart ansässigen Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg bei.3

Seit 1889 hatten alle Kreditgenossenschaften laut Genossenschaftsgesetz einem Verband beizutreten. Dieser übernahm – wie heute noch – die Revision, unterstützte bei einfachen und komplizierten Fragestellungen, druckte Formulare und sorgte dafür, dass diese allen gesetzlichen Anforderungen entsprachen. Das waren damals wichtige Hilfestellungen, denn keiner der Vorstände oder auch der Rechner war ein ausgebildeter Bankkaufmann.4 Dem ersten Vorstand gehörten neben Rilling, vier Weingärtner an, die alle zwar ihre Betriebe führten, von Bankgeschäft aber keine Ahnung hatten. Erster Rechner, wir würden heute Geschäftsführer sagen, war Georg Ott, ein Weingärtner und der Stiftungspfleger der Stadt.

Der Aufsichtsrat, der bei der Gründung aus fünf Weingärtnern, einem Fuhrmann und zwei Steinhauern bestand,5 kontrollierte intern in regelmäßigen, teils vierwöchentlichen Abständen die Geschäftsführung. Der Revisor kam mindestens alle zwei Jahre, um die wirtschaftlichen Verhältnisse der Genossenschaft und die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung zu prüfen.6 So halfen also die Anleitungen des Verbandes in Form von kleinen Büchern, die ganzen Vordrucke und insbesondere auch die Revision.

Auch waren alle Genossenschaften damals schon einer Zentralkasse angeschlossen, einer Zentralbank, bei der die Genossenschaften Anleihen (Anlehn) aufnehmen konnte und „müßigliegendes“ Kapital gegen Zinsen deponieren konnte. Zunächst diente die Königliche Hofbank in Stuttgart als Geldausgleichstelle. Ziemlich zügig wechselte die Genossenschaft dann zur Landwirtschaftlichen Genossenschaftszentralkasse eGmbH, die im Sommer 1893 gegründet wurde.7

Die Ingelfinger Genossenschaft basierte zwar nicht rein auf den Musterstatuten von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, was etwas mit der besonderen Entwicklung in Württemberg zu tun hat, folgte aber eben genau dem Geiste Raiffeisens. Bereits im Sommer 1893, also nur ein halbes Jahr nach der Gründung der Bank, kam genau das in einer Entscheidung zum Ausdruck, was Genossenschaftsbank – ganz im Sinne Raiffeisens – sein soll: Der Sommer 1893 war überall sehr trocken, wirkte sich in ganz Württemberg erheblich auf die Ernte und damit auf wirtschaftliche Lage der ländlichen Bevölkerung aus. Wegen der enormen Dürre beschlossen die Mitglieder in einer außerordentlichen Generalversammlung, gemeinschaftlich Futtermittel einzukaufen und wer nicht zahlen konnte, dem wurde der Betrag gestundet.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Warum ganz im Sinne Raiffeisens? Wer war dieser Raiffeisen? Das muss ja ein „ganz besonderer Typ“ gewesen sein, wenn man dieser Tage mit doch nicht unerheblichem Aufwand den 200. Geburtstag dieses Mannes feiert.

Feststeht: Raiffeisen selbst ist nie in Ingelfingen gewesen. Dennoch fühlt es sich so an. Der „Geist“ Raiffeisens, seine Ideen und die Werte, für die er stand, wirken bis heute – das spürt man deutlich.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurde am 30. März 1818 als siebtes von neun Kindern in Hamm im Westerwald geboren. Sein Vater war Bürgermeister, stammte aus Schwaben, hatte hier eine landwirtschaftliche und eine kaufmännische Ausbildung beim Fürsten Hohenlohe-Waldenburg absolviert. Seine Mutter war die Tochter eines Schultheißen, also eines Amtsmannes wie Rilling. Sein Vater verlor wegen Veruntreuung seinen Posten. Raiffeisen selbst wuchs daher in finanziell einfachen Verhältnissen auf – für eine bessere Schulbildung fehlte das Geld. Mit 17 trat er freiwillig ins Militär ein. Nach der Ausbildung in der Artillerie durfte er die Inspektionsschule in Koblenz besuchen. Hier wurde er zum Oberfeuerwerker ausgebildet. Mit Anfang 20 wurde er Leiter der Materialprüfung in einer Eisengießerei in Sayn und war damit für die Kontrolle und Qualitätssicherung der Munition verantwortlich. Wichtige Eindrücke wird er von hier mitgenommen haben, etwa die Armut der Arbeiter – nicht nur finanziell, sondern auch sozialhygienisch, wie es damals hieß. Mangel an Bildung, Kultur, schlechte Wohnverhältnisse, Perspektivlosigkeit.8

Seit 1845 war Raiffeisen Bürgermeister der Samtgemeinde Weyerbusch im Westerwald. Sein erstes Amtsjahr war gleich von einem enormen Ernteausfall gekennzeichnet. Die folgende Hungersnot konnte er in seiner Gemeinde nur in den Griff bekommen, weil er sich nicht an staatliche Vorgaben hielt, Vertrauen in die Menschen hatte und mit Hilfe einiger finanziell besser gestellter Bürger Getreide an ärmere Einwohner zum reduzierten Preis und auf Schuldschein ausgab. Von diesem Winter an beschäftigte sich Raiffeisen damit, wie er die Situation der Menschen auf dem Land – aber auch in der Stadt verbessern konnte. Alle Gedanken und praktischen Hinweise schrieb Raiffeisen in seiner 1866 erschienen Publikation Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung, sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter auf.9

Das Buch fand eine interessierte Leserschaft – vor allem unter organisierten Landwirten, den berufsständischen Interessenvertretungen der Landwirte, wie den Bauernvereinen, ganz besonderes Interesse beim Landwirtschaftlichen Verein für Rheinpreußen.10 14 Jahre nach der Veröffentlichung seines Buches reiste Raiffeisen nach Stuttgart. Am 28. Oktober 1880 trat er hier in der Liederhalle auf und hielt auf Einladung der Königlichen Zentralstelle für Landwirtschaft, einer dieser genannten Organisationen der Landwirte, einen Vortrag über Darlehnskassenvereine. Dieser Vortragsveranstaltung folgte die Gründung von elf Darlehnskassenvereinen.11

Schon vor Raiffeisens Vortrag hatte man in Württemberg intensiver über die Gründung von Kreditgenossenschaften diskutiert – so richtig ins Rollen kam die Sache bis dahin nicht. Dem Vortrag von Raiffeisen folgte dann die Veröffentlichung des Musterstatutes für Darlehnskassen-Vereine, das Raiffeisen als Grundlage für alle Raiffeisenkassen entworfen hatte. Diese Mustersatzung war die Grundlage der ersten ländlichen Kreditgenossenschaften in Württemberg. 1882 bestanden im damaligen Jagstkreis zehn Darlehnskassenvereine.12

 

Zu den ältesten Kreditgenossenschaften im Geschäftsgebiet zählen Dörzbach, gegründet 1884, Hollenbach und Buchenbach, die 1885 gegründet wurden. Alle traten dem Verband in Stuttgart bei und basieren damit auf den gleichen, typisch „württembergischen“ Musterstatuten.13 Wichtig – wie auch von Raiffeisen immer wieder gefordert – war die Beschränkung auf einen bestimmten, überschaubaren Geschäftsbezirk (wie das Kirchspiel). Diese Beschränkung war Ursache für eine flickenteppichartige Entwicklung der Darlehnskassenvereine – in jedem Dorf eine Kasse.

Abbildung 2: Kurt Teuke im Keller der Geschäftsstelle Dörzbach. Hier sammelt er Bankgeschichte(n). Foto: RBKJ.

Sollten Sie sich jetzt fragen, woher wir das wissen, dann kommt man schnell zu einem Thema, das für Historiker existenziell ist. Wir wissen so etwas freilich nur, wenn wir Quellen haben, die davon berichten. Das sind für diese Jahre vor allem schriftliche Quellen, die wir in den Kellern und Schränken der Bank finden konnten. Ein Eldorado für Historiker ist Herr Teukes kleines Aktenlager im Dörzbacher Keller. Eine andere Quelle sind Interviews – Gespräche mit Menschen, die die Bank über einen bestimmten Zeitraum gestaltet haben: Vorstände, Aufsichtsräte, Mitarbeiter. Oder auch mit Menschen, die durch die Bank eine Idee umsetzen konnten, ein Geschäft aufbauen konnten und über ihre Geschichte sprechen, woraus wir dann Erkenntnisse gewinnen, die wir so in Akten nicht finden können. Ein dickes Dankeschön geht an die Eheleute Müller von GEMÜ, an Herrn Sprügel von JAKO und an Herrn Isaak von LTI, die mir tolle Einblicke in ihre Gründunggeschichten gegeben haben und aufgezeigt haben, welche Rolle dabei die Raiffeisenbanken in Ingelfingen und Mulfingen gespielt haben. Auszüge aus dem Interview mit Rudi Sprügel sind bereits auf der Website der RBKJ, in unserem Beitrag Nr. 3 zur Geschichte der Bank. Weitere folgen. Wir können also nur das rekonstruieren, worüber uns unsere Quellen etwas verraten. Manchmal ist mehr vorhanden, wie etwa in Herr Teukes Keller, manchmal sind es auch ungünstige Umstände warum wir nahezu gar keine Akten mehr haben – wie etwa vor zwei Jahren durch das Hochwasser hier in Niedernhall, das den ganzen Keller der Bank geflutet hat und nahezu alle schriftlichen Quellen vernichtet hat….

Gern würde ich Ihnen noch ein bisschen was zur Entwicklung ab ca. der 1960er Jahre sagen, dem Zeitpunkt, ab dem ich die vielen kleinen, flickenteppichartig nebeneinander bestehenden Darlehnskassen auf den Weg zur heutigen RBKJ gemacht haben.

Weitere Entwicklung (1950er Jahre bis heute)

Erste bzw. fast alle Verschmelzungen dieser Kreditgenossenschaften fanden in den 1960er Jahren statt. Anlass war häufig, dass man Nachfolger für das Amt des Rechners suchte. Der Umfang der Kassen war zu diesem Zeitpunkt meist noch viel zu klein, um einen hauptamtlich angestellten Geschäftsführer zu bezahlen. Zugleich stiegen aber schon die Anforderungen – sowohl die Produktpalette wurde breiter, Baufinanzierungen waren seit 1950er Jahren immer mehr gefragt. Vor allem auch die technischen Anforderungen stiegen. Die Anschaffung von neuen Buchungsmaschinen und dergleichen war kostspielig, zudem musste das Know-How her. Das war für die einzelnen Darlehnskassen eher schwierig darzustellen, wie sich auch einige meiner Gesprächspartner heute noch gut erinnern können.

 

Blicken wir einmal kurz beispielhaft auf die älteste Fusion in unserem Stammbaum: 1963 übernahm die Spar- und Darlehnskasse Dörzbach die Nachbargenossenschaft Ailringen, die zu diesem Zeitpunkt 78 Mitglieder hatte. Dörzbach hatte zu dieser Zeit 105 Mitglieder und eine Bilanzsumme von 514.000 DM.14 Nur mal zum Vergleich: Heute hat die RBKJ 13.800 Mitglieder und fast 22.000 Kunden. 113 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die RBKJ im Einsatz.

 

In Dörzbach hatte man, um schneller Buchen zu können eine Buchungsmaschine für 5.000 DM erworben, zugleich hatte sich das Geschäftsvolumen erheblich ausgeweitet. Damit einher ging die nun sich konkretisierende Diskussion, den ehrenamtlichen Rechner durch einen hauptamtlichen Geschäftsführer abzulösen.15 Ein hauptamtlicher Geschäftsführer brauchte aber wiederum richtige Kassenräume. Denn, was wir heute vielfach vergessen, Bankgebäude sind bei Raiffeisenbanken ein modernes Phänomen. In der Regel wurden die Geschäfte im Geschäftsgebäude oder im Privathaus des Rechners abgewickelt. Herr Gundel etwa erinnert sich gut, wie sein Vater neben an, neben der Wohnung der Familie, in Crispenhofen die Bankgeschäfte erledigte.16 Auch Martin Hirn hat schon als kleiner Junge fleißig dem Vater geholfen, wenn der im Wohnzimmer die Buchführung erledigte.17

 

Aus solchen Fusionen entstanden im Lauf der Jahre die Raiffeisenbanken Mulfingen, Schöntal und Dörzbach. Die Ingelfinger Bank – Raiffeisen – eG, wie die Genossenschaftsbank Ingelfingen seit 1976 firmierte, hatte bis zur Fusion mit Mulfingen, Schöntal, Niedernhall und Dörzbach im Jahr 2001 lediglich 1981 die Raiffeisenbank Dörrenzimmern übernommen, die zum Zeitpunkt der Fusion 168 Mitglieder hatte. Auch die Raiffeisenbank Niedernhall hatte vor der großen Fusion 2001 nur einmal eine kleinere Genossenschaftsbank übernommen – das war ebenfalls 1981: die Raiffeisenbank Crispenhofen, die jüngste Genossenschaftsbank im Stammbaum der Raiffeisenbank Kocher-Jagst eG. Ausschlaggebend war die Einführung des Vier-Augen-Prinzips durch eine Änderung des Genossenschaftsgesetztes im Jahr 1974.18 Viele kleinere Banken in Württemberg – das populärste Beispiel ist sicherlich die Raiffeisenbank Gammesfeld – haben lange versucht, ohne zweiten hauptamtlichen Geschäftsführer die Geschäfte weiterzuführen.19 Einen zweiten hauptamtlichen Geschäftsführer hätten sich die kleinen Kassen gar nicht leisten können. Nachdem aber die Übergangszeiten für die Umsetzung dieser gesetzlichen Vorgabe abgelaufen waren, mussten Lösungen gefunden werden und man entschied – wie in Crispenhofen aber auch in Dörrenzimmern –, die Verschmelzung mit einer Nachbarkasse. Waren es in den 1960er Jahren also vor allem bankbetriebliche Gründe und die Automation des Bankbetriebes, die zu Verschmelzungen zwischen kleineren Kassen führten, hatte hier das Vier-Augen-Prinzip und die damit verbundenen Kosten für zwei Gehälter zu den Fusionen geführt.20 Gerade die fortschreitende Technisierung des Bankbetriebs, steigende Anforderungen an das Eigenkapital und rechtliche Auflagen, steigende fachliche Anforderungen aber auch eine zukunftsorientierte, strategische Ratio führten 2001 zur Fusion Raiffeisenbanken im Kochertal und Jagsttal.

Vielleicht noch ein paar Sätze dazu, was wir zur Geschichte der Bank für die nächsten Monate geplant haben. Es folgen freilich weitere Beiträge auf der Website der Bank. Auch wollen wir weiter recherchieren. Und wir wollen die Dinge dauerhaft sichern. Als Historikerin hat es mich sehr gefreut, dass der Vorstand entschieden hat, dass wir ein eigenes Unternehmensarchiv aufbauen. Das ist umso bedeutsamer, als dass die Genossenschaftsidee seit 2014 immaterielles UNESCO-Kulturerbe ist.21 Und: Mit der Verwurzelung der Bank hier in der Region, sind die Akten der Bank nicht nur interessant für die RBKJ, vielmehr erzählen sie ein Stück Wirtschaftsgeschichte, sind ein Teil regionales Kulturgut. Um dieses dauerhaft zu sichern, haben wir also angefangen, ein eigenes Unternehmensarchiv aufzubauen.

 

In diesem Sinne: „Man muss die Zukunft im Sinn haben und die Vergangenheit in den Akten.“22 Zum heutigen Jubiläum der Raiffeisenbank Kocher-Jagst gratuliere ich Ihnen ganz herzlich.

Abbildung 3: Stammbaum der RBKJ. Quellen: Alle Abbildungen befinden sich im Archiv der Bank oder stammen aus bankeigenen Festschriften.
Abbildung 3: Stammbaum der RBKJ. Quellen: Alle Abbildungen befinden sich im Archiv der Bank oder stammen aus bankeigenen Festschriften.

Fußnoten

1 Beschreibung des Oberamts Künzelsau, hg. von dem K(öniglich) statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart, 1883, S. 596 folgende.

2 Siehe ebd., Kapitel 36.

3 100 Jahre Ingelfinger Bank – Raiffeisen – eG. 1893-1993. Festschrift, S. 8-10.

4 Frauke Schlütz: Ländlicher Kredit. Kreditgenossenschaften in der Rheinprovinz (1889-1914) (Schriftenreihe des Instituts für bankhistorische Forschung 25), Stuttgart 2013, Kapitel VI.1.

5 100 Jahre Ingelfinger Bank, S. 9.

6 Frauke Schlütz: Ländlicher Kredit, Kapitel VI.2.

7 Die Landwirtschaftliche Genossenschafts-Zentralkasse eGmbH in Stuttgart 1893-1918, bearb. v. Vorsitzenden des Aufsichtsrates Oberregierungsrat Baier, 1918, S. 3.

8 Michael Kopsidis: Friedrich Wilhelm Raiffeisen. 1818-1888. In: Sozialreformer, Modernisierer und Bankmanager. Biographische Skizzen aus der Geschichte des Kreditgenossenschaftswesens. Hg. v. Institut für Bankhistorische Forschung e.V. im Auftrag der DZ BANK AG, München 2016, S. 60-63.

9 Ebd., S. 65-69.

10 Frauke Schlütz: Ländlicher Kredit, Kapitel II.11.

11 Heinz Bohn: Schwäbischer Albverein. Ortsgruppe Essingen. Von der Gründung bis zum 125-jährigen Bestehen 2017, Norderstedt 2018, S. 24.

12 Karl Grabherr: Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens ins Württemberg, Köln (1934), S. 9.

13 Siehe etwa Jürgen Schramm: Die Entstehung der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften im 19. Jahrhundert in Württemberg (Arbeit aus dem Institut für Agrargeschichte der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim), Krefeld 1963, Anhang 1.

14 100 Jahre Raiffeisenbank Dörzbach, Festschrift, 1984, S. 17, 32.

15 Ebd., S. 17.

16 Gespräch der Autorin mit Joachim Gundel am 30.1.2018.

17 Gespräch der Autorin mit Martin Hirn am 13.12.2017.

18 Hans-Jürgen Schaffland/ Daniela Cario/ Günther Schulte (Bearb.): Genossenschaftsgesetz, Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. Mit Erläuterungen zum Umwandlungsgesetz. Kommentar, Berlin 2005, S. 153.

19 Gespräch der Autorin mit Fritz Vogt am 6.4.2017. Der Kontakt kam auf Vermittlung von Karl Wirth zustande. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank!

20 Vergleiche für andere Regionen etwa Daniel Sobanski: Genossenschaften im Umbruch. Der Konzentrationsprozess westfälischer Kreditgenossenschaften in den 1960er und 1970er Jahren. In: Harald Wixforth (Hg.): Das Finanz- und Bankwesen in Westfalen vom 18. bis 20. Jahrhundert (Westfälische Forschungen 67), 2017, S. 319-337.

21 https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/bundesweites-49.

22 Charles Maurice de Talleyrand (1754-1838), französischer Bischof, Staatsmann und Außenminister.